Chefsache – Ist das Kunst oder finden wir da eine Lösung? “Kreative” Versicherungsfälle.

Unser Metier gilt als langweilig und eher trocken. Wir sind beim Kunden und beraten diesen über alles Mögliche, was im Leben halt so Schlimmes passieren kann. Vor allem Gefahren und Unbill sind Themen des Gespräches, Böses lauert überall. Letztlich gilt: Versicherungsschutz muss her. Und es entsteht ein Versprechen in die Zukunft, das der Versicherer in einem Vertrag gegenüber dem Kunden gibt. Letztlich ist alles zunächst nur Papier – jedenfalls bis der Schadenfall eintritt. Dann wird die schnöde versicherungstechnische Literatur, das eigentlich unlesbare Kleingedruckte, zum Leben erweckt, dann bekommen die Vertragsbedingungen lebendige Bedeutung und reale Kraft. Es geht dann schlicht um das Bezahlen des eingetretenen (und hoffentlich versicherten) Schadens – sehr lebensnah und sehr real.

Um das Schreiben geht es auch im jüngsten Schadenfall in der Kunst, der sich in der vergangenen Woche im Nürnberger Museum ereignet hat. Nein, kein spektakulärer Kunstraub. Und nein, es geht nicht um ein Millionen-Bild. Und die Rentnerin blieb während der regulären Öffnungszeiten an Ort und Stelle, gab der Museumsleitung und der Polizei bereitwillig Auskunft und musste nicht mal ins Gefängnis. Sie hatte sogar Eintritt gezahlt. Die 91-jährige Täterin, eine frühere Zahnärztin, hatte schlicht das gemacht, wozu sie sich berufen fühlte, als sie das Bild des Künstlers Arthur Köpcke eingehend betrachtete. Der Künstler hatte ein Kreuzworträtsel dargestellt, der Titel lautet “insert words”, also vervollständige die Wörter. Was auch sonst. Gesagt, getan, die Besucherin zückte den Kugelschreiber und tat, wie ihr geheißen, und schrieb treffsicher und deutlich das gesuchte Wort “Wand” für den englischen Begriff in die Kästchen, die der Künstler dafür gelassen hatte im oberen Eck des Bildes. “Passt so”, mag sie gedacht haben, doch die Museumsleitung hatte eine völlig andere Auffassung und rief die Polizei, die den Vorgang als “Sachbeschädigung” aufnahm.

Dabei können alle gelassen bleiben. Das Kunstwerk ist mit 80.000 € versichert, die Rentnerin hat wohl auch eine Versicherung der Privathaftpflicht, der Eigentümer des Bildes (es war eine Leihgabe an das Museum) nahm es mit Humor und blieb wie alle anderen Teilnehmer entspannt. Das kann er auch sein, da die geschriebene Lösung wohl gut und restlos entfernt werden kann. Und wir aus der Versicherungsbranche haben einen weiteren kuriosen Schadensfall. Und wenn wir den im Kundengespräch erzählen, hören wir (wie immer) “sowas passiert hier aber nicht…” bis wieder ein Museumsbesucher kreativ wird oder ein Mitarbeiter seinen Job ernst nimmt (man denke nur an die berühmte Fettecke von Josef Beuys). In diesem Sinne wünsche ich allen eine kreative und schadenfreie Woche.

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