Weihnachtsfeierei

So it’s that time of the year again. Fröhlichkeit, Besinnlichkeit, Weihnachtszeit. Weihnachtsfeierzeit. Die Zeit, in der man  nach der Arbeit noch mal mit den Kollegen im Besprechungsraum trifft, obwohl der eine die Reinkarnation vom Grinch ist, die andere schon seit August “Last Christmas”-summend ihren Kaffee aus der Weihnachtstasse trinkt und man selbst irgendwo zwischen Stress und Besinnlichkeit eigentlich noch alle Geschenke kaufen müsste, aber stattdessen Sektchen mit der Führungsetage trinkt, und das dann Weihnachtsfeier nennt. Bei uns ist das anders.

Traditionell organisieren jedes Jahr zwei bis drei Leute aus unserem Team unsere Weihnachtsfeier. Was gemacht wird, bleibt eine Überraschung. In diesem Jahr vorab nur so viel:

Unbenannt

Laufen? Draußen? Frieren? Echt jetzt?! Nicht voreilig urteilen, abwarten und Tee trinken. Und am besten eine Thermoskanne mitnehmen.

Dass wir überhaupt am Treffpunkt angekommen sind, war mehr als nur ein Wunder. Unser Taxifahrer, der uns ganz entspannt vom Büro in die Stadt chauffieren sollte, hatte seinen Fahrstil von „the fast and the furious“ abgekupfert und fuhr frei nach dem Motto „Vor mir fährt niemand“. Selbst Martina hatte Angst. Und das will was heißen.

Die Weihnachtsfeier fing in der Postkutsche am Bochumer Landgericht mit ein paar kurzen Worten, Bier und Gin an. Der Plan war weiterhin geheim, wir sind einfach dem netten Herrn im Mantel durch die Stadt gefolgt, der uns in der Postkutsche immerhin auch schon den Gin angedreht hat. Der war schließlich auch gut. Und der gute Herr schien, im Gegensatz zu allen anderen, einen Plan zu haben.

Wir haben innerhalb von zwei Stunden eine Zeitreise durch die Geschichte Bochums gemacht. Nicht weil die Geschichte so kurz ist. Sie gibt dann doch mehr her als man von diesem Städtchen mitten im Pott erwartet hätte. Und obwohl die Bevölkerung regelmäßig durch Epidemien und Krankheiten halbiert wurde und sobald sie sich wieder „aufgefüllt“ hat wieder durch die Pest oder den englischen Schweiß dahin gerafft wurde.

Wir haben den schlechtesten Studenten auf dem Husemannplatz kennen gelernt, den angeblich jeder Erstsemester der Ruhr-Uni kennt und dessen Knie gestreichelt hat, damit das Studium erfolgreich verläuft. Ich, als bis dato mittelerfolgreicher Student der RUB, habe noch nie von Jobs, der Jobsiade, die Carl Arnold Kortum geschrieben hat, um das wilde Studentenleben zumindest literarisch mitzumachen, noch von dem Brauch gehört und ich bin mittlerweile schon länger kein Ersti mehr. Vielleicht sollte ich doch mal abbrechen, neu anfangen und in meinem neuen ersten Semster das Knie der Statue streicheln und dann der beste Student der RUB jemals werden. Vielleicht aber auch nicht.

Wir haben eben auch den besten Studenten Bochums kennen gelernt, der auch nur noch so lange diesen Namen hat, bis ich seinen Platz in der Unterführung zwischen U- und Straßenbahn einnehme. Da steht nämlich eine Statue von ihm, von der ich schwören könnte, dass sie da bis zu unserer Stadtführung noch nicht stand. Das dachte ich von der jobs’schen Statue aber auch.
Wir haben längst verstorbene Bochumer Berühmtheiten kennen gelernt, oder zumindest die Schauspieler, die sie uns näher gebracht haben. Es kommt nämlich nicht nur Herbert Grönemeyer aus Bochum, sondern zum Beispiel auch Elisabeth Treskow, die die Meisterschale der Bundesliga entworfen und geschmiedet hat (auch wenn sie das in Köln getan hat, und eigentlich nur in Bochum geboren wurde, aber wir lassen das mal gelten). Oder auch die, heute würde man wohl sagen Freierin, damals eben Hexe Garleila, die quasi das Sagen in Bochum hatte, weil jeder der wenigen Einwohner mal was von ihr brauchte, und sei es nur ein Kräutertee oder eines “ihrer” Mädchen.

Wir haben Statuen gesehen, die erst auf den zweiten Blick schön sind und Häuser, die mehr für Bochum bedeuten als schön zu sein.

Es war eine außergewöhnliche Weihnachtsfeier. Es war eine außergewöhnliche Stadtführung. Und es war außergewöhnlich mal eine Stadtführung durch die eigene Stadt (oder zumindest durch die Stadt, in der man arbeitet zu machen) zu machen. Auch wenn ich den Studenten, der an der U-Bahnhaltestelle „Rathaus“ an uns vorbei gelaufen ist während wir im Kreis um unseren Stadtführer standen und uns von Bochum erzählen ließen, gerne aufgeklärt hätte, dass wir keine “blöden Touris” (ja, ich hab das gehört!) sind, sondern uns hier sehr wohl auskennen, aber die Schmach muss man wohl einen Abend über sich ergehen lassen. Und dafür kennen wir Bochum jetzt garantiert besser als er.

Bei all der Außergewöhnlichkeit waren wir zum Abschluss des Abends noch essen. 3-Gänge-Menü. Ganz traditionell. So wie es sich zu Weihnachten gehört.

 

 

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