Winter-Blues oder wie Pferd glücklich durch den Winter kommt
Ganz offiziell ist der 1. November ein Feiertag. Allerheiligen. Ein “stiller Feiertag”, was insbesondere feierwütige Zombies und verkaterte Geister freuen dürfte, die am Abend zuvor Halloween intensiv gefeiert haben. Für mich ist es auch super, dass es ein stiller Feiertag ist, weil ich wie vermutlich fast jeder andere erkältet bin und meine Stimme zwischen nicht existent und rauchig genug für eine erfolgreiche Gesangsserie schwankt. Perfekt also, dass am Sonntag alle still sein müssen, dann hört man mich wenigstens ein bisschen.
Für viele Reiter ist der 1. November Stichtag. Spätestens jetzt (wenn nicht schon eher, weil es vor zwei Wochen echt schon geschneit hat?!) sollten die letzten Tage der Weidesaison eingeläutet werden und die Pferde auf lange Tage in der Box vorbereitet sein. Ähnlich wie beim Anweiden muss man auch beim Abweiden langsam und vorsichtig vorgehen, denn Pferdemägen sind sehr empfindlich und einen plötzlichen Umschwung von nur frischem, nährreichem Gras zu Rau- und Kraftfutter vertragen die wenigsten Pferde.
Tipps für die Beschäftigung von Pferden im Winter
Und dann steht man vor der Frage, wie man sein Pferd im Winter beschäftigt, damit es keine Langeweile bekommt und die Pferde gar nicht erst an Attitüden wie Koppen und Weben denken.
1.Ab auf den Paddock
An vielen Ställen gibt es, neben den Weiden, Paddocks, auf denen man seine Pferde in der weidefreien Zeit, meist in kleineren Grüppchen, stellen kann. Das allein ist schon mal super, um ein bisschen Abwechslung in den Winter-Boxen-Reiten-Alltag reinzubringen. Und wie jeder weiß sind Pferde Herdentiere und mit 1-2-3 Artgenossen können sie sich schon gut beschäftigen. Wer aber den falschen Kollegen für den Paddock hat oder trotzdem nur faul in der Ecke steht, der muss halt ein bisschen motiviert werden.
Heunetze in jeder Paddockecke können dazu animieren abwechselnd von einer Ecke in die nächste zu laufen und so zumindest ein bisschen in Bewegung zu kommen. Auch die Tränke in eine Ecke, Raufutter in eine andere und Abtrennungen (z.B. dicke Baumstämme- faule Pferde gehen drumherum, im Zweifelsfall können sie aber auch „übersprungen“ werden) zwischen den verschiedenen Bereichen können zu längeren Laufwegen führen. Andere Spielzeuge auf dem Paddock wie Bälle oder Äste, aber auch Schaumstoffwürfel wurden schon auf Paddocks gesichtet, um die eigenen Vierbeiner zu animieren.
So praktisch und ideal so ein Paddock für den Winter auch ist, an vielen Ställen, zumindest in NRW stehen bis zu 100 Pferde an einem Stall und es gibt nur wenige Paddocks, sodass rotiert werden muss, damit jeder mal an der Reihe sein kann. Dadurch hat man aber meist nur eine halbe Stunde-Stunde am Tag und das ist nicht zu vergleichen mit den langen Tagen im Sommer auf der Weide. Kommen wir also zu Möglichkeit 2:
2. Runter auf den Boden
Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde. Jajaja, wir kennen den Spruch, aber fürs Pferd ist es auch mal ganz nett, wenn der Reiter mit beiden Füßen auf dem Boden steht. Bodenarbeit sollte den meisten ja ein Begriff sein. Vom klassischen Longieren übers Spazieren gehen bis zu Vertrauensübungen und Spielen, eigentlich gibt’s da keine Grenzen.
Dabei geht’s weniger ums Auspowern durch Arbeit als um Kopfarbeit. Sich lange zu konzentrieren und bei der Sache zu bleiben kann ähnlich an die Ausdauer gehen wie eine Stunde Training, macht aber bestimmt allen Beteiligten mehr Spaß als immer im Kreis durch die Führanlage. Außerdem kann man schon mit wenig Platz und ohne Hilfsmittel eine Menge Abwechslung in den Alltagstrott bringen. Zum Beispiel mit:
- Stangenarbeit
- Tempowechsel und Übergänge
- Wendungen (mit oder ohne Stangen)
- Intervall-Zirkeltraining
- …
Wenn der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind, gibt’s auch keine für die Bodenarbeit.
3. Horse in the Box
Gesetz dem Fall, dass ihr wie die meisten anderen Pferdebesitzer und Reiter nicht die Zeit habt 24/7 am Stall seid, weil ihr hauptberuflich eben Schüler, Student oder nicht-am-Stall-Arbeitender seid, steht euer Pferd wohl doch länger oder kürzer am Tag in der Box. Und da kommt Langeweile auf.
Was man dagegen tun kann, wenn man selbst nicht da ist? Erst mal, wie auch auf dem Paddock, das Fressen „erschweren“. Heu nicht stumpf auf dem Boxenboden, sondern in einer Raufe oder einem Heunetz zum Rauszupfen verlängern die Fress- und verkürzen die Langeweilezeit. Ich denke, die meisten von euch kennen diese Jollybälle, die manche Pferdebesitzer in die Boxen hängen. Nach 5 Minuten ist so ein Ball meistens langweilig. Wenn man aber mit Schnüren oder Bänder Leckerlis an den Ball hängt, wird er sofort um einiges interessanter. Eine Schwierigkeitsstufe höher wird’s dann noch, wenn man den Ball selbst möglichst hoch oder weit hängt, damit sich euer Pony auch ein bisschen danach strecken muss. Es geht dabei natürlich auch jeder andere handelsübliche Ball, ich will hier ja keine Schleichwerbung machen. Und günstiger geht’s auch.
Eine andere Alternative sind Leckerliröhren. Auch die kann man vermutlich kaufen, oder aber eben selber basteln. Ich hab‘s ja schon mal für den Hund gebastelt, das Ganze geht fürs Pferd ähnlich. Entweder man nimmt eine herkömmliche PET-Flasche (Deckel ab oder gut festkleben, damit er nicht verschluckt werden kann!) oder, noch besser und vermutlich gesünder, ein Holzstamm, den man aushöhlt. Mehrere Löcher reinbohren, Leckerlis rein, und wieder verschließen. Super schnell und einfach gemacht, auch für einen DIY-Idioten und Bastelklaus. Und schon habt ihr fast ein 24/7- Beschäftigungsprogramm für die Wintermonate.
Jetzt seid ihr gefragt: Was macht ihr im Winter mit eurem Pferd? Wie beschäftigt ihr es? Und habt ihr noch andere DIY-Ideen für Pferdespielzeug?