Manchmal liegen die Dinge so nah. Unternehmen wollen soziale Kompetenzen ihrer Mitarbeiter fördern und machen allerlei Anstalten, um das zu erreichen. Und oft sind die positiven Vorbilder so nah, zeigen sich so offen. Eine unserer Mitarbeiterinnen, Anisha Jochheim, ist so ein Vorbild mit ihrem ehrenamtlichen Engagement.
Als wir sie vor ein paar Tagen in den “Urlaub” verabschiedet haben, hatten wir alle im Kollegenkreis ein durchaus mulmiges Gefühl. Denn der vermeintliche “Urlaub” führte – so der Plan für die Woche – nicht an Griechenlands weiße Strände, jedenfalls keine Touristenstrände, sondern geradewegs in ein großes Flüchtlingslager im griechischen Chios. Dort ist sie aber nie angekommen. Um es vorwegzunehmen: Anisha ist körperlich wohlbehalten zurückgekehrt. Aber ihre tiefen Eindrücke sind bedrückend und ermuntern doch zu tatkräftiger Hilfe und Einsatz für die Flüchtlinge, vor Ort und auch hier in Deutschland.
Ich bin beeindruckt von ihrem vorbildlichen persönlichen Engagement.
Ihre Schilderungen füge ich Euch hier an:
“Wenn ich einem Flüchtenden aus #Cesme die Notrufnummer von #Chios gebe, bin ich dann Teil der Fluchthelfer/Schleuser/Schmuggler?
Unsere Woche im “Sylt der Türkei” ist um und mein Plan, einen Hilfeaufruf mit einem Lagebericht zu verbinden, ist aufgrund solcher Fragen nicht möglich.
Die Gruppe, die wir in Cesme unterstützt haben heißt #imeceinisiyatifiçeşme. Sie wurde vor drei Jahren gegründet und hat zunächst hilfsbedürftige vor Ort mit Nahrungsmitteln versorgt. Mit Hilfe anderer Einheimischer, Spenden und Volontären kann sie auch den Flüchtenden helfen. Als wir dort waren, haben wir Nahrungsmittel, Kleidung und Windeln für die vielen Babys verteilen dürfen. Dennoch, wie ihr sicherlich aus den Nachrichten wisst, die Situation für die Menschen, die vor allem aus Syrien und Afghanistan geflohen sind, ist fürchterlich. Viele übernachten im Park und sind Stürmen schutzlos ausgeliefert.
Imece möchte jetzt ein Hotel anmieten und dafür möchte ich euch bitten, etwas Geld locker zu machen. Dafür müssen sie schnell die Jahresmiete von ca. 30.000€ zusammenbekommen. Bitte teilt meinen Aufruf, denn ich weiß nicht, ob und wenn überhaupt wieviel von den versprochenen 3 Mrd Euro für die Türkei dort ankommen.
Für die, die sich wundern, dass ich nicht auf Chios war: es fuhr keine Fähre dorthin, weil es zu wenig Passagiere gab…absurd!
Noch etwas, das mich beschäftigt: Mesud aus Afghanistan hat dort für deutsche Soldaten übersetzt. Danach wurde er von den Taliban bedroht. Er hat alles verkauft und sich mit seiner Frau und seinen kleinen Kindern auf den Weg nach Deutschland gemacht, als er Angela Merkels „Wir schaffen das“ gehört hat. Vier mal haben sie versucht, Chios mit dem Schlauchboot zu erreichen – dann hat seine Frau angefangen zu weinen, sagt er. Jetzt sitzen sie in Cesme fest und wissen nicht weiter. Und wir müssen ihm ehrlicherweise sagen, dass er sich keine Hoffnungen machen darf, Deutschland auf diesem Weg zu erreichen. Er versucht jetzt die UN in Ankara zu erreichen und dabei wird ihm Imece sicherlich helfen.
…Dann komme ich zurück nach Deutschland und lese, wie die AFD bei den drei Landtagswahlen abgeschnitten hat und schäme mich in Grund und Boden. – Denn darin hatte Frau Merkel nicht Unrecht, wir können das schaffen, wir sind eines der reichsten Länder der Welt; wer – wenn nicht wir hätte die Pflicht mehr zu tun?
Bitte helft Imece, ihre Arbeit weitermachen zu können und meldet euch bei mir, Clau Dioder Michael (Michael.Anacker(at)rub.de)!
Danke.
Seit Montag ist Anisha wieder bei uns im Kontor in Bochum und vielleicht hat sie noch weitere Eindrücke und Informationen, die sie an Euch weitergeben möchte. Dann werdet Ihr davon bald hier lesen können. Euch allen eine gute Woche, wo immer Ihr gerade seid.