Wühltischwelpen

Samson war fünf Wochen alt, als er zu seiner Familie zog. In eine große Doppelhaushälfte mit einem kleinen Garten ganz nah am Rande der Stadt. Samson war ein kleiner, brauner Labradorwelpe, kerngesund und quietschfidel. Seine neue Familie hatte ihn schon seit Wochen sehnsüchtig erwartet. Ein großes, plüschiges Kissen lag schon in Samsons Ecke. Groß, weil er ja noch wachsen würde.  Welpenbücher, Hundeschule, geplante Urlaube in Dänemark am Hundestrand. Samson hätte es nicht besser treffen können, bei einer Familie, die sich von der ersten Sekunde an, in ihn verliebte und für ihn nur das Beste vom Besten wollte.

Samson ist jetzt drei Jahre alt. Seit einem Jahr sitzt er im Tierheim. Die Familie hat ihn abgegeben. Eigentlich ist er ein Hund, der vom Fleck weg wieder vermittelt wird. Labrador, jung, süß. Samson möchte niemand adoptieren.
Samson ist krank. Er hat eine Hüftgelenksdysplasie, bei der die Gelenke falsch gewachsen sind und wird zunehmend blind. Zwei typische Erbkrankheiten beim Labrador.
Typisch, aber selten, bei Hunden, die von professionellen und verantwortungsbewussten Züchtern stammen.

Samson stammt nicht von so einem Züchter. Er wurde in Polen geboren. In einer illegalen Hundezucht. Seine Mutter lag bereits 3 Wochen nur noch in einer Ecke in einem durchnässten Karton, als Samson und seine Geschwister geboren wurde. Nach der Geburt starb sie. Sie hatte bereits sechs Würfe hinter sich. Soll erfüllt. Samson wurde nicht geimpft, Samson wurde nicht untersucht. Mit vier Wochen kam er in einen Transportkäfig, auf die Ladefläche eines Sprinters und fuhr eine Woche lang, bis er in Deutschland seiner neuen Familie übergeben wurde. Die ihn lieb hatte. Und die er lieb hatte. Die sich auch nichts Böses dabei dachte, einen Hund im Internet zu bestellen. Und dann noch so günstig.
Nach wenigen Monaten wurde Samson zum ersten Mal krank. Dann hatte er Schmerzen beim Laufen. Die Tierarztbesuche wurden immer häufiger. Die Tierarztrechnung immer teurer. Dem Vater platzte der Kragen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Samson noch einmal aus dem Tierheim rauskommt, ist gering. Gäb es keine illegalen Züchter wäre er vielleicht gar nicht erst da gelandet.

Das Problem ist in Deutschland und seinen Nachbarländern schon seit vielen Jahren bekannt. In Polen gibt es seit 2012 ein Gesetz, dass nur lizensierten Züchtern erlaubt, Hunde zu verkaufen. Illegale Züchter im Ausland, meist organisierte Banden, schreckt das wenig ab. Für sie sind die Hunde nur eine Ware, die Geld einbringt. Die Welpen werden dann im Internet, auf Hundemärkten im angrenzenden Ausland oder aus dem Kofferraum verkauft.

Die Bedingungen in den „Zuchtbetrieben“ sind tierverachtend, und haben wenig mit den detaillierten Beschreibungen von liebevoller Aufzucht und den harmonischen Bildern zu tun.  Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen haben in den seltensten Fällen stattgefunden. Die frühe Trennung von der Mutter führt in vielen Fällen zu einer mangelnden Sozialisation durch die Mutter und daraus resultierend zu sozialer Unverträglichkeit, Angst oder Aggression. Wer Welpen von illegalen Hundezüchtern kauft, unterstützt den Fortbestand dieses Handels. Wer bei illegalen Hundezüchtern kauft, unterstützt damit automatisch Tierquälerei. Auch wenn es ohne böswillige Absicht ist.

Worauf sollte man also achten, wenn man einen Welpen kauft?

  • Die Mutter zeigen lassen: Bei illegalen Welpenhändlern bekommt man sie gar nicht zu Gesicht, oder sie kümmert sich nicht liebevoll um die Welpen, hat also keinen Bezug. Von der Gesundheit der Mutter kann man auch ein bisschen auf die der Welpen schließen.
    Insgesamt kann man sich mal das zu Hause der Zucht angucken.
  • Stimmt der Preis?: Wühltischwelpen sind günstig, weil an der richtigen Ernährung und Versorgung, und medizinischen Untersuchungen und Impfungen gespart wurde. Bei einem Hund von einem seriösen Züchter zahlt man auch für diese Kosten. Ein Welpe für 100€ sollte einem verdächtig vorkommen.
  • Händlererlaubnis: Hat der Händler eine? Und wenn ja, sieht sie seriös aus? Wo wird der Welpe überhaupt verkauft und wo wird er übergeben? Stellt er Fragen und interessiert sich für das zukünftige Heim seines Welpen?
  • Züchter: Viele Züchter von Rassehunden sind Mitglied beim VDH. Das VDH-Gütesiegel ist ein bisschen zu vergleichen mit dem BIO-Gütesiegel. Es gibt Auflagen, die der Züchter erfüllen muss, um dieses Siegel zu bekommen. Es gibt aber auch Züchter, die nicht beim VDH sind, etwa weil die Rasse nicht durch den VDH vertreten wird. In anderen Fällen einfach mal nach den Gründen fragen.
  • Impfpass verlangen und einen Kaufvertrag unterzeichnen: Impfpässe werden mittlerweile natürlich auch gefälscht und ein Kaufvertrag garantiert nichts, wenn die Täter untertauchen, aber es bewahrt vielleicht direkt davor, einen Vertrag abzuschließen, wenn er nicht freiwillig angeboten wird. Wenn sich im Impfpass ausländische Ärzte finden in jedem Fall auch da einmal nachhaken.

Grundsätzlich gilt: Keinen Welpen aus Mitleid kaufen, auch wenn er so klein und traurig aussieht. Das bringt niemandem etwas. Besser: direkt melden! Und auf die eigene Intuition vertrauen. Der erste Zweifel ist manchmal genau richtig.

Weitere Informationen zu dem Thema findet ihr auch auf der Internetseite der Arbeitsgemeinschaft Welpenhandel: http://www.wuehltischwelpen.de/

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